In der EU unterliegen als Lebensmittel verkaufte Insekten (und Insektenteile) einer Zulassungspflicht gemäß der Novel-Food-Verordnung. Bereits zuvor auf dem Markt befindliche Insekten und daraus hergestellte Produkte können im Rahmen einer Übergangsregelung in den Verkehr gebracht werden, bis über das Produkt auf Grundlage der bis 2019 eingereichten Zulassungsanträge abschließend entschieden wird. Das Problem dieser Übergangsregelung ist allerdings, dass derzeit Insektenprodukte auf den Markt kommen, die noch nicht von der EFSA – der Europäischen Lebensmittelbehörde – bewertet wurden. Dies kann auch gesundheitliche Risiken bergen.
1.) Erlaubte und „erwartete“ Arthropoden
Im Mai kam der erste lange erwartete und als neuartiges Lebensmittel zugelassene Gliederfüßer auf den Markt – der Mehlwurm, also die Larve des Käfers, ganz, getrocknet oder in Pulverform in den unterschiedlichsten Produkten – sei es z. B. Energieriegel, Nudeln oder Kekse – dürfen in der EU offiziell und zulässig zur Herstellung von Lebensmitteln verwendet werden; und seitdem haben sich auch Heimchen dazugesellt.
Auf die Gemeine Schmierlaus folgte im November 2021 ein zweites Insekt, die Europäische Heuschrecke, und mehrere andere Arthropoden warten derzeit auf die Zulassung als neuartige Lebensmittel, wie zum Beispiel
Mehlwurm (Larve des gewöhnlichen Mehlwurms, ganz oder gemahlen)
Tropische Grillen, getrocknet
Larve der schwarzen Soldatenfliege
männliche Honigbienenlarve
Der „Vorrat“ der Gliederfüßer scheint ohnehin nahezu unerschöpflich, sind doch etwa 2.000 Arten verschiedenster Käfer, Bienen, Wespen, Heuschrecken, Grillen, Raupen und Würmer bekannt – allesamt potenziell für den Verzehr als Nahrungsmittel geeignet.
2.) Liebt es schon jeder?
Noch stellen Arthropoden nur ein kleines Marktsegment dar, doch einige Marktforschungsinstitute schätzen den Umsatz der Branche bis 2023 auf über eine Milliarde Dollar, bis 2030 könnte diese Zahl sogar auf über acht Milliarden Dollar steigen. Damit könnte sich der Umsatz in nur wenigen Jahren verachtfachen.
Unternehmen wie Nestlé, Cargill und PepsiCo beobachten den wachsenden Markt ständig. Und auch die Bill & Melinda Gates Foundation beteiligt sich an der Finanzierung marktführender Unternehmen.
Essbare Insekten sind seit jeher ein normaler Bestandteil der Ernährung von rund zwei Milliarden Menschen, vor allem in Afrika, Lateinamerika und Teilen Asiens.
Das hat seinen Grund, denn die kleinen Tiere enthalten viel hochwertiges Eiweiß, Ballaststoffe und zahlreiche für den Menschen wichtige Spurenelemente.
3.) Warum sollten wir lieben?
Essbare Insekten werden schon seit langem als Futtermittel verwendet, um den Proteinbedarf von Nutztieren zu decken.
Aber auch für den Menschen bieten sie viele Vorteile: Sie sind unter anderem eine Quelle für Eiweiß, B-Vitamine, Omega-3-Fettsäuren, B-Vitamine und wichtige Mineralstoffe wie Eisen, Zink, Magnesium oder Phosphor, Mangan, Kupfer und Selen – aber wenig Kalium und Kalzium. Der Nährwert von Insekten lässt sich allerdings angesichts der zahlreichen Unterarten nicht pauschal beurteilen.
Insektenpräparate können einen hohen Proteingehalt aufweisen, wobei der tatsächliche Proteingehalt überschätzt werden kann, wenn man auch Chitin berücksichtigt, einen wesentlichen Bestandteil des Insektenexoskeletts, der einen großen Teil eines 100 g schweren Tieres ausmachen kann – der Proteingehalt liegt im Durchschnitt zwischen 40 und 60 %, und der höchste Proteingehalt findet sich in den sogenannten Sie haben Orthopteren – wie Grillen.
Die genaue Proteinmenge variiert also je nach Insektenart und wird von vielen Faktoren beeinflusst, wie zum Beispiel dem Entwicklungsstadium des Tieres und seiner Nahrung, also der Art des Futters.
Einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren kommen in allen Insekten vor und können sogar in höheren Konzentrationen vorhanden sein als in manchen Fischarten – allerdings lässt sich auch dieser Indikator durch eine optimale Zusammensetzung der Fütterung der Tiere beeinflussen.
Auch zu Vitaminen und Mineralstoffen fehlen noch immer verlässliche Daten und bei der Betrachtung der Nährstoff-, Vitamin- und Mineralstoffmengen, die Arthropoden liefern, muss auch die aufgenommene Menge berücksichtigt werden.
Derzeit dominieren auf dem EU-Markt vor allem Produkte, die nur geringe Mengen Insekten enthalten (5-10 %).